| Du willst'ne direkte Ansprache? Dann hör' dir diesen Song  an. "Hey Boy! Freiheit ist Gold für mich!" Nix da mit Monogamie und  hoher Moral, da kann man sich gerne später mal drüber unterhalten, aber jetzt  nicht, denn: "Mein Ego braucht nun mal Platz." Hier und Jetzt. In  dieser Nacht.     "Freiheit = Gold  (Hey Boy!)" heißt die erste Single der Band Wunderwelt, es gibt dazu einen  Clip, er erinnert an ein Heimvideo aus den 80ern, auch die Musik besitzt den  Sound dieser Dekade: Das ist Pop. Das ist elektronisch. Das ist Punk, weil  Melissa den Bedenkenträgern eins auf die Mütze gibt und zur Feier des Tages  einen großen Schluck aus der Pulle nimmt. "Du willst mich nie mehr  wiedersehen, vermeidest jeden Kontakt?" Für einem Moment klingt sie, als  habe sie wirklich Mitleid: "Oh boy, oh boy, oh boy..." Dann kommt der  Deichkind-artige Beat zurück, kreist die Pulle wieder. Die Botschaft lautet:  Leg' dich nicht mit meinem Freiheitsdrang an, diesen Kampf wirst du verlieren.    Wunderwelt haben den  Song als einen ihrer Ersten geschrieben, kurzzeitig schon in die Tonne  getreten, dann aber zum Glück nochmal ausgekramt und weiter daran gefeilt.  Schließlich den Clip eigenhändig gedreht. Dann haben sie ihn ins Netz gestellt.  Gewartet. Wenn man das überhaupt Warten nennen darf: Kaum war der Track online,  meldeten sich die ersten Interessierten. Und jetzt ist die Band aus  Schwabmünchen, einem kleinen Ort irgendwo im Dreieck zwischen München, Augsburg  und Ulm, bei Sony Music unter Vertrag.     Es ging also alles  sehr schnell, aber das war für Wunderwelt nie ein Problem, denn dass es schnell  gehen kann - das wussten die vier schon vorher. Die Story startete mit einer  Band, die sich gerade aufgelöst hatte. Phillipp Sander und Klaus Hirdina  empfanden das Ende ihrer alten Gruppe aber als gar nicht schlimm, sie hatten eh  Bock, unkonventionellere und elektronischere Musik zu machen. Sängerin wäre  wichtig. Von früher erinnerte sich Philipp an seine ehemalige Mitschülerin  Melissa Rohrer, er hatte sie in der Aula in einem Musical gesehen. "Das  waren diese klassische Schulaufführungen, wie man sie kennt", sagt er.  "Aber Melissa ist extrem positiv herausgestochen." Kurz danach sitzt  sie mit den beiden Jungs zusammen, ohne einen blassen Schimmer davon zu haben,  was diese von ihr als Sängerin wollten. Also legte sie los: spontan, mit  direkter Ansprache. "Ich wusste ja, dass sie super ist", sagt Philipp  - und wundert sich doch: "Aber das sie so gut zu uns passt..."     Der erste Gig war  gleich ein Bandwettbewerb, warum Zeit verschwenden? Wunderwelt gewannen, dann  kam Chris Hirdina in Spiel, Klaus' Bruder: DJ und Synthie-Meister. Seit er  dabei ist, klingt die Band noch elektronischer: Wenn die Keyboards kratzen und  der Rhythmus beißt, dann ist die sensationelle Stimme von Melissa gefordert,  dann knöpft sich die Sängerin das Mikro vor, als stecke darin einer dieser  Gestalten, die meinen, sie müssten ihr nachts ins Gewissen reden. "Freiheit  = Gold (Hey Boy!)" ist die erste Veröffentlichung von Wunderwelt: zur  Begrüßung gleich mal ein Track auf die Zwöf, der den aktuellen Zeitgeist  trifft: "Tu einfach das, worauf du gerade Lust hast! Mach dich frei von  Konventionen und gesellschaftlichen Fesseln! Sei frei!" "Das fand ich  an Pop schon immer gut", sagt Philipp Sander, "wenn er dir sagt, wo's  langgeht." Eine erste EP mit weiteren selbstgeschriebenen Songs folgt im  Herbst, aber jetzt ist erstmal diese Single da, dieser Elektro-Pop-Punk vom  Parkplatz, mit dicker Pulle und Gier auf das Leben: "Hey Boy! Freiheit ist  Gold für mich!" Das Gemeine daran ist: Weil dich dieser  Electro-Pop-Punk-Song so eiskalt abblitzen lässt, kannst du gar nicht genug  davon bekommen. |